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8. XÖV-Konferenz

Bild des Veranstaltungsortes ATLANTIC Hotel Universum

Standardisierung im deutschen eGovernment: Was sind die aktuellen Themen, wie entwickeln sich die Rahmenbedingungen und welche Rolle können einzelne Vorhaben oder Verwaltungen darin spielen?

Die 8. XÖV-Konferenz am 12. und 13. November 2015 in der Freien Hansestadt Bremen wollte zu diesen und weiteren Themen Impulse setzen, informieren und zur Diskussion einladen. Rund 100 Teilnehmer aus Wirtschaft und Verwaltung haben dieses Forum genutzt um ihre eigenen Perspektiven in die Diskussionen rund um die Vorträge und Workshops mit einzubringen und somit die Veranstaltung zu einem vollen Erfolg werden zu lassen.

12. November 2015

Herr Dr. Martin Hagen, IT-Direktor der Freien Hansestadt Bremen, hat die Konferenz in diesem Jahr mit einem Beitrag zu den aktuellen europäischen Vorgaben im Bereich der Standardisierung und zu den eigenen Möglichkeiten zum aktiven Umgang mit diesen Vorgaben eröffnet.
Herr Frank Steimke, Leiter der KoSIT, informierte aus Sicht der Koordinierungsstelle über die relevanten Entwicklungen bei der Organisation der Standardisierung für den IT-Planungsrat und die Innenverwaltung. Zentrale Themen waren neben der Organisation eines gemeinsamen Betriebes von Standards der Innenverwaltung insbesondere die Entwicklung im Bereich der Transport-Infrastruktur, der Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene sowie die Entwicklungen im Bereich des Flüchtlingsmanagement und die Möglichkeiten eines eigenen Beitrags zur Verbesserung.

Herr Lutz Rabe, verantwortlich für XÖV-Entwicklung und -Betrieb, bot im direkten Anschluss einen Überblick über aktuelle Entwicklungen des XÖV-Standardisierungsrahmens und dessen Produkte. Schwerpunkte waren hier die Herausgabe des XÖV-Standardisierungsrahmens in der Version 2.0 sowie die Reorganisation des Betriebs der Produkte des Rahmenwerks.







TitelReferent
Eröffnung der XÖV-Konferenz 2015Dr. Martin Hagen, FHB
Bericht aus der KoSIT (Folien (pdf, 327.4 KB))Frank Steimke, KoSIT
XÖV-Entwicklungen im Überblick (Folien (pdf, 1.1 MB))Lutz Rabe, KoSIT
DiskussionKaren Lahmann, LAVA

Nach einem gemeinsamen Imbiss wurden unterschiedliche Aspekte der Standardisierung aus Sicht der XÖV-Standardisierungsvorhaben XBau (Michael Munske), XAmtshilfe(Jürgen Collatz) und XJustiz (Dr. Wolfram Viefhues) präsentiert.







TitelReferent
XBau und XPlanung - Bedeutung der Interoperabilität im Bauplanungs- und Baugenehmigungsbereich (Folien (pdf, 1.1 MB))Michael Munske, HH
XAmtshilfe - Elektronische Kommunikation im Vollstreckungswesen (Folien (pdf, 702.4 KB))Jürgen Collatz, Beitragsservice / Thomas Teschner, Data-Team
XJustiz im praktischen Einsatz (Folien (pdf, 949.4 KB))Dr. Wolfram Viefhues, EDV- Gerichtstag
DiskussionKaren Lahmann, LAVA

Abgerundet wurde das Angebot des ersten Tages durch Vorträge zu den vielfach diskutierten, aktuellen Entwicklungen in den Themenbereichen "Kerndatenmodelle", "elektronische Vergabe" und "elektronische Rechnung".





TitelReferent
Core Data Models - Ein Ansatz zur Förderung der semantischen Interoperabilität (Folien (pdf, 258.5 KB))Dr. Susanne Wigard, EC
Elektronische Vergabe (Folien (pdf, 363.7 KB))Marc Christopher Schmidt, EC
Ein gemeinsamer eRechnung-Standard für Europa? Das Zusammenwirken europäischer Vorgaben und nationaler Standards (Folien (pdf, 218.3 KB))Anna Dopatka, KoSIT

13. November 2013

Am zweiten Konferenztag wurden vier Workshops mit insgesamt ca. 70 Teilnehmenden durchgeführt. Eine Übersicht der Inhalte und der erzielten Ergebnisse der Workshops ist im folgenden dargestellt.

WORKSHOP 1 - Codelisten im eGovernment: Welche Unterstützung bietet XÖV?
(Lutz Rabe, KoSIT und Dr. Fabian Büttner, LAVA)

Insgesamt 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten mit Vertretern der KoSIT die derzeitige Unterstützung des XÖV-Standardisierungsrahmens bei der Erstellung, Bereitstellung und Nutzung von Codelisten im eGovernment. Seitens der KoSIT wurden neben dem Konzept der Codelisten im XÖV-Standardisierungsrahmen der OASIS-Standard Genericode, der neue Genericoder sowie das XRepository und seine spezifischen Features im Bereich Codelisten vorgestellt.

Für den Bereich der Herausgabe von Codelisten wurden der neue Genericoder und der damit verbundene Ansatz, Codelisten in Microsoft Excel zu verwalten und mittels Genericoder die Excel-Dateien direkt in XML zu transformieren seitens der Teilnehmenden sehr begrüßt.
Für den Bereich der Herausgeberschaft wurden von den Teilnehmenden zudem Anforderungen bezüglich der Erzeugung von Codelisten aus den eigenen Verfahren heraus und einer (teil-)automatisierten Lösung zur WebService-basierten Einstellung von Codelisten in das XRepository formuliert.

Für den Bereich des Bezugs von Codelisten wurden die Funktionalitäten zum Abonnieren und zum WebService-basierten Bezug von Codelisten vorgestellt. In diesem Zusammenhang wurde u.a. angeregt, die letztendlichen Nutzer (IT-Verfahren) von Codelisten auch in maschinenlesbarer Form über die Verfügbarkeit neuer Codelistenversion zu informieren.

Die rege Beteiligung und die praxisnahe Darstellung der unterschiedlichsten Anforderungen aus Sicht der Teilnehmenden zeigt die hohe Relevanz des Themas und ermöglicht der KoSIT die zielgerichtete Fortentwicklung der Werkzeuge und zugrundeliegenden Methodik.

WORKSHOP 2 - Wege der Entwicklung eines nationalen eRechnung-Standards
(Anna Dopatka, KoSIT und Karen Lahmann, LAVA)

Der Workshop „Wege der Entwicklung eines nationalen eRechnung-Standards“ baute auf den Vortrag am 1.Tag der XÖV-Konferenz zum Thema „Ein gemeinsamer eRechnung-Standard für Europa? Das Zusammenwirken europäischer Vorgaben und nationaler Standards“ auf und setzte sich mit Konzepten und Ansätzen aus dem nationalen und europäischen Umfeld, die bei der Umsetzung der eRechnung eine Rolle spielen (könnten), auseinander.

Die Teilnehmenden diskutierten neben den Wegen und Möglichkeiten, eine weite Akzeptanz und Nutzung der eRechnung durch die Dienstleister der Verwaltung zu schaffen auch Fragen hinsichtlich erforderlichen Prozessbetrachtung, also der Nutzung der Rechnungsdaten und rechnungsbegründenen Unterlagen in angrenzenden Prozessen wie der Vergabe und etwaigen Fachverfahren. Auch hinsichtlich datenschutzrechtlicher Fragen wurde die unterschiedliche Behandlung von Rechnungsdaten und rechnungsbegründenden Unterlagen diskutiert.

Wichtig war vielen Teilnehmenden, dass die öffentlichen Auftraggeber, insbesondere die Kommunen (unter Beachtung des Selbstverwaltungsrechts der Kommunen), zeitnah in die Lage versetzt werden, den Empfang und die Verarbeitung der strukturierten eRechnungen umsetzen zu können. Zu beachten ist dabei, dass aus dem Empfang der eRechnung ein deutlicher Mehrwert entstehen muss; dies kann aus Sicht der Teilnehmenden nur durch eine wirtschaftlichen Umsetzung der eRechnung erfolgen. In dieser Hinsicht sollte eine Verpflichtung der Auftragnehmer, eRechnungen auch bei unterschwelligen Vergaben im strukturierten Format einzureichen, diskutiert werden. Auch die Zusammenschlüsse bei der gemeinsamen Nutzung von Infrastruktur, ggf. durch kommunale Rechenzentren, sind denkbar. Sollten durch öffentliche Auftraggeber unterschiedliche Lösungen umgesetzt werden, wird dieser Mehrwert nicht eintreten.

Sinnvoll erschien den Teilnehmenden des Workshop auch, einen Blick über den „nationalen Tellerrand“ zu wagen: im Europäischen Ausland sind bereits Lösungen im Einsatz, die näher betrachtet werden sollten. Auch die Beachtung privatwirtschaftlicher Initiativen spielt hier eine Rolle.

Nach diesen allgemeinen Anforderungen an die Umsetzung der eRechnung analysierten die Teilnehmenden die Chancen und Risiken der Anwendung von XÖV-Regelungen bei der Umsetzung der europäischen Vorgaben bzw. der Entwicklung eines nationalen eRechnungs-Standards, der auf europäischen Vorgaben basiert. Hierbei waren sich die Teilnehmenden insbesondere darüber einig, dass ein nationaler Standard für alle Nutzenden als Standard der Verwaltung frei verwendbar, vollständig dokumentiert und veröffentlicht sind muss. Insbesondere die umfassende Dokumentation, die öffentliche Verfügbarkeit und ein transparentes und verlässliches Änderungsmanagement (Pflegekonzept) wurde als wesentlicher Erfolgsfaktor der Implementierung gesehen. Der Standard sollte als Standard der Verwaltung auch die Anforderungen der Privatwirtschaft bei der Entwicklung berücksichtigen, um die Akzeptanz auch außerhalb des öffentlichen Bereiches zu erhöhen. Die Einhaltung dieser XÖV-Kriterien wurde somit als erforderlich eingeschätzt.

Die Technischen Kriterien der XÖV-Regeln wurden dagegen hinsichtlich ihrer Anwendung bei der nationale Umsetzung des eRechnung-Standards eher kritisch diskutiert, da die Vorgaben auf Europäischer Ebene diesen teilweise entgegen stehen könnten. Auch die Wiederverwendung der XÖV-Bausteine ist aus diesen Gründen eher kritisch zu betrachten. So ist der Kern des nationalen Standards die europäische Norm und somit auf grenzüberschreitenden Handel ausgelegt (verdeutlicht bspw. durch englische Tags). Dennoch sollte der Standard für die nationale Anwendung in Verwaltung und bei den Auftragnehmern deutschsprachig dokumentiert, um die Akzeptanz und das Verständnis zu erhöhen. Zu prüfen ist, inwiefern die Europäischen Vorgaben im Fall der eRechnung diese XÖV-Kriterien ersetzen können.
Die lebhafte Diskussion in dem Workshop zeigte das hohe Interesse und die Relevanz des Themas sowohl für die Verwaltung als auch für die Teilnehmenden aus der Privatwirtschaft. Erfreulicherweise haben viele Teilnehmenden Interesse an einem weiteren Austausch und auch an der aktiven Mitarbeit in dem Steuerungsprojekt des IT-Planungsrats zur Umsetzung der eRechnung signalisiert.

WORKSHOP 3 - XTA Service Profile
(Frank Steimke, KoSIT und Yorck Rabenstein, Init)

XTA standardisiert die elektronische Übermittlung von Daten im E-Government durch zwei Ansätze auf unterschiedlichen Ebenen:

  • XTA-WS ist ein sicherer Webservice für die Inanspruchnahme von Übermittlungsdiensten
  • Service Profile beschreiben die Anforderungen an die sichere Datenübermittlung auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen.

In dem Workshop wurde das Konzept der Serviceprofile von York Rabenstein und Frank Steimke vorgestellt und diskutiert. Dem häufig simplifizierten Modell der Webservices wurde die Realität der unterschiedlichsten Anforderungen eines föderalen E-Government gegenübergestellt. Gemeinsam mit den Teilnehmern aus dem Kreis von Verfahrensherstellern und –betreibern wurde diskutiert, unter welchen Umständen Serviceprofile die Übersichtlichkeit erhöhen und Umsetzungskosten senken können. Im Workshop wurde auch besprochen, welche Rolle die Service Profile zukünftig auf die XÖV-Standards haben werden.

Folien zum Workshop (pdf, 988.2 KB)

WORKSHOP 4 - Übertragung großer Datenmengen mit OSCI
(Beate Schulte, KoSIT und Stefanie Schlegel und Klaus Lüttich, Governikus)

Im Vorfeld des Workshops wurden mehrere konkurrierende Lösungsansätze beleuchtest und diskutiert. Der favorisierte Vorschlag zur Umsetzung der Übertragung großer Datenmengen innerhalb der OSCI-Infrastruktur basiert im Wesentlichen auf eine Effizienzsteigerung des OSCI-Protokolls. Die hierdurch gesicherte Abwärtskompatibilität ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der Akzeptanz, was in der Diskussion im Workshop nochmals bestätigt wurde. Ein zweiter Baustein in der Umsetzung der technischen Lösung wird ein Mechanismus sein, der insbesondere in der Justiz für die fristgerechte Einreichung benötigt wird. Die Anwendungsszenarien und auch die unterschiedlichen Lösungsansätze sind der Präsentation zu entnehmen. Im weiteren wird die KoSIT in Abstimmung mit der Justiz eine Arbeitsstruktur für die Erarbeitung der Feinkonzeption veröffentlichen. Die Umsetzung des CRs für OSCI 1.2 ist in 2016 geplant.

Folien zum Workshop (pdf, 386.3 KB)